Freitag, 25. Dezember 2009

Angie Stone und das Herz

So ist es ja oft im Leben. Die Schönheit des Lebes, das, was uns so bedingungslos an ihm festhalten lässt, liegt verborgen in den kleinen Dingen. Wie zum Beispiel in einem Lied.
Vor ein paar Tagen landeten Anna, eine Freundin, die spontan angereist war, und ich in einem Restaurant, ein paar Straßen von meiner Wohnung entfernt. Es war Abend. Wir hatten uns gerade ein gemütliches Eckchen ausgesucht, streiften die Jacken und die Kälte ab und liessen uns auf die Polster fallen. Und da passierte es. Ich nenne es "eine Lebenssequenz", eine winzige Zeitspanne, die sich mir einprägte, wunderschön, warm und vielversprechend. Sie war vollkommen.
Anna neben mir, strahlend mit roten Wangen. Um uns herum gedämpftes Licht. Die weinrote, goldverzierte Tapete glänzte geheimnisvoll. Überall Spiegel. Ich konnte mich sehen. Mich und Anna. Der knabenhafte Kellner mit dickem Lockenschopf trat zu unserem Tisch. Schüchtern notierte er, was wir wünschten: Rotwein, den spanischen, bitte. Sein Blick streifte uns nur. Wir schauten uns im Raum um und nahmen wahr, wie andere uns wahrnahmen.
Die sanfte Musik, die mir zuvor nicht aufgefallen war, drang nun langsam in mein Bewusstsein... Das war dieses Lied! Feinster Soul. Ich kannte es, wusste aber nicht, wer es sang und wo ich es schon einmal gehört hatte. "Anna, hör mal, dieses Lied, ist das nicht der Wahnsinn?" Wir lauschten. Unmerklich begannen wir, die Köpfe hin- und herzuwiegen, grinsend. Das Lied berührte mich zutiefst. Es ist, wie ich finde, voller Leidenschaft, es hat Erotik, ist traurig und dennoch hoffnungsfroh.
Ich begann zu tanzen, im Sitzen. Das geht. Anna schaute amüsiert zu. Der Moment hatte uns fest im Griff. Am Tresen standen ein paar ältere Männer. Ab und an blickten sie zu uns herüber. Sie tranken, um ihrer Einsamkeit zu entfliehen. So erschien es mir. Anna und ich jedoch waren sehr glücklich. Vor uns liegt das Leben. Das fühlten wir beide ganz genau. Wir lachten.

Mittlerweile habe ich dieses Lied gefunden. Ich suchte und ich fand. Youtube sei Dank. Den ganzen Tag höre ich ihm zu. Ich werde nicht müde, es immer wieder von vorn zu spielen. Vielleicht empfindet Ihr ähnlich. Zumindest dann, wenn Eure Seele schwarze Musik liebt...

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