Donnerstag, 10. Dezember 2009

Die "Wir-wollen-nichts-mit-der-Außenwelt-zu-tun-haben"-Fraktion

Ringbahn, kurz nach 8: Heute saß ich wieder neben einem Typen, der sich unter seinen Riesenkopfhörern versteckt hielt. Was hört der eigentlich? Wenigstens was Schönes, was Harmonisches, was ihn auf den bevorstehenden Tag einstimmt? Zumindest hatte er die Lautstärke auf ein Minimum eingestellt. Er vernahm mein "Danke" dafür, dass er seine Umhängetasche bereitwillig vom Nebenplatz räumte, als ich mich dorthin setzen wollte. "Bitte" kam zurück und ein erstaunlich wacher Blick. Er weilte also doch noch zumindest in Teilen im Hier und Jetzt.
Ein Freund meinte neulich, diese offenbar am Autistenleben Gefallen findenden Berliner hätten alle einen Schuß, ja, seien geradezu arrogant, da sie auf jeglichen Kontakt zu ihrem Umfeld und ihren Mitmenschen gerne verzichteten. Ich habe darüber auch schon oft nachgedacht. Sind diese Zeitgenossen scheu, neigen vielleicht gar zur Depression oder handelt es sich einfach um Musikliebhaber, die selbst auf ihren alltäglichen Wegen nicht auf Puccini, Rammstein, Beyoncé oder was auch immer verzichten wollen?
Da ich mich nahezu täglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Hauptstadt bewege, sind SIE mir schon oft aufgefallen. Ob angenehm oder unangenehm kann ich nicht einmal mit Gewißheit sagen. Ich denke weiter darüber nach.

4 Kommentare:

  1. Wie man weiss, hören manche Menschen Tonaufnahmen bei denen ihnen eine Person, mäner bevorzugen da Frauen und umgekehrt, mit angenehmer Stimme sagt, dass sie ein- und ausatmen sollen.Je größer die Kopfhörer sind, desto leiser ist die Lautstärke eingestellt. Die Ohrstöpselträger haben daher die größte Lautstärke. Sie hören aber sowieso nichts mehr. So wählen sie bevorzugt Technobeats, allein um noch den Bass zu spüren, der auch ohne Musik in den Körper dringt.

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  2. Ich bin Ohrstöpselträger, aber eher aus Fragen der Eitelkeit. Deshalb möchte ich an dieser Stelle versichern: kleine Ohrstöpsel ≠ Technobeats.

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  3. Große Kopfhörer schmerzen nicht in den Ohren, fallen nicht ab und garantieren den besseren Sound, sind also einfach professioneller, außerdem retro und daher besonders cool. Allerdings: sie bringen die Frisur durcheinander! Daher - wie so oft in der Musik- und Technikbranche - von Männern mehr als von Frauen bevorzugt. Meine Meinung.

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  4. Wie die Mode doch immer wieder Kreisbewegungen macht. Am Anfang gab es nur große Kopfhörer. Dann als die kleinen Kopfhörer aufkamen, wurden die großen Micky Mäuser uncool. Als alle dann, auch dank des ipod-Erfolges auf die kleinen Kopfhörer umschwenkten, waren dann wieder die großen Teile angesagt.
    Egal ob man die größere oder kleinere Variante bevorzugt,will man nicht als a-soziales Wesen gelten, sollte man eine solche Lautstärke wählen, die den Sitznachbarn nicht zum unfreiwilligen Mithörer macht.

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